Drinnen bemühte sich Metro-Chef Koch derweil, die Pläne seinen Anteilseignern zu erklären. "Wir haben mit dem Finanzinvestor SCP Group eine kommerzielle Einigung über den Verkauf der Real GmbH erzielt", verkündete Koch auf der Hauptversammlung des einstigen Dax-Konzerns. Wie genau sich die Pläne auf die Real-Mitarbeiter auswirken werden, blieb unklar. Verbindungen nach Russland Seit Wochen verhandelt der Metro-Vorstand um Koch dazu mit der SCP-Gruppe, hinter dem nach Informationen des "Manager Magazins" der russische Oligarchen Wladimir Jewtuschenkow steht, um die Details. Vollends unterschriftsreif ist Kochs "kommerzielle Einigung" offenbar noch nicht. Die Verkaufsverhandlungen seien "sozusagen abgeschlossen". Es sei geplant, dass die Gremien beider Unternehmen kurzfristig ihre Zustimmung zum ausgehandelten Vertrag geben. Der Investor will einen Großteil der Filialen nach dem Kauf umgehend an Wettbewerber weiterveräußern. Märkte mit großen Verkaufsflächen könnten zudem auch aufgeteilt werden, erklärte Koch in einem internen Schreiben.
Für real und 80 ebenfalls verkaufte Immobilien bekommt er jetzt rund 300 Millionen Euro, weniger als ursprünglich erwartet. Schon seit 2018 hatte die Metro versucht, real zu verkaufen. Die Kette kämpft seit Jahren mit Problemen. Metro-Chef Koch sieht einen Grund in den jahrelang gezahlten Tarifgehältern. Man habe bis zu 30 Prozent höhere Kosten als Wettbewerber gehabt. Deshalb stieg real gegen den Widerstand der Gewerkschaft aus der Tarifpartnerschaft mit Verdi aus. Neue Mitarbeiter werden seitdem niedriger entlohnt. Einzelhandelsexperten sehen auch strukturelle Probleme: Viele Kunden fahren heute lieber in nahe gelegene, modernisierte Supermärkte und Discounter als in die oft außerhalb gelegenen, riesigen real-Märkte mit ihren 60. 000 Artikeln. Dazu kommt: Bei real wird traditionell viel "Nonfood" verkauft: Kleidung, Elektrogeräte, Haushaltswaren - alles Artikel, die besonders unter der Onlinekonkurrenz leiden. Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 19. Februar 2020 um 16:00 Uhr.
Bert Bostelmann / bildfolio Das Einzelhandelsgeschäft auf der Großfläche war eine Dauerbaustelle für Metro, auch neue Konzepte brachten nicht die Wende. Im September 2018 kam dann die Entscheidung: Real wird verkauft. Was nach erster Einschätzung von CEO Olaf Koch schnell gehen sollte, geriet zu einem zähen Prozess voller überraschender Wendungen. Erst Ende Juni 2020 kam er zum Abschluss. Eine Chronologie. Karte Kaufland interessiert sich für knapp 90 Standorte aus dem Real-Portfolio. Welche das sind, ist noch nicht bekannt. Aber: Die Auswahl dürfte nicht nur weiße Flecken auf der Landkarte des Großflächen-Discounters schließen, sondern auch den Zuschnitt der sechs Kaufland-Regionen verändern. Zur Karte Top-Thema Im September 2018 verkündete Metro seine Pläne zur Veräußerung von Real, nun ist es soweit: Die Großflächensparte der Düsseldorfer wird von X+Bricks und SCP übernommen. Ein zäher, komplizierter Prozess. Zum Artikel City-Format So sieht Real im Miniformat aus Welche Chancen hat ein unbemanntes Kleinflächenkonzept für die Nahversorgung in Deutschland?
000 Beschäftigten droht die Zerschlagung. Denn die künftigen Eigentümer wollen nach den bisher bekanntgewordenen Plänen nur einen kleinen Teil der Real-Märkte selbst weiter betreiben. Der Großteil der Standorte soll an andere Händler wie Edeka oder Kaufland verkauft werden. Einigen Standorten droht auch die Schließung. Die Supermarktkette war zuletzt das Sorgenkind bei dem Düsseldorfer Handelsriesen und hatte im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen bei der Metro gesorgt. Die Metro hatte bereits 2018 angekündigt die Supermarktkette abgeben zu wollen, um sich ganz auf das Großhandelsgeschäft mit Gastronomen und kleinen Händlern konzentrieren zu können. Doch erwies sich der Verkaufsprozess als deutlich schwieriger als erwartet. Mit großen Hoffnungen begonnene, exklusive Verhandlungen mit dem Immobilieninvestor Redos scheiterten. Bei der nun erzielten sogenannten kommerziellen Einigung zwischen Metro und dem Bieter-Konsortium um X-Bricks steht die Genehmigung durch die zuständigen Gremien auf beiden Seiten noch aus.
Dann geht es in die heiße Phase. x+Bricks und SCP geben die Filialen an Drittanbieter weiter. Darunter zählen die Handelsriesen Edeka und Kaufland. Und hier schaltet sich dann das Bundeskartellamt ein. Die Behörde prüft - sogar im Einzelfall, welche Märkte von Kaufland oder Edeka übernommen werden dürfen. Für Mitarbeiter und Kunden beginnt dann die wirkliche Zitterpartie: Der Prozess kann sich über Monate hinziehen. Wann eröffnet ein Edeka oder Kaufland auf dem Real-Gelände? Wann eine Real-Filiale durch eine andere Supermarktkette ersetzt wird, hängt einerseits vom Bundeskartellamt und vom Zustand der Filiale ab. Besonders Kaufland könnte einige der Märkte modernisieren und an das hauseigene Filialkonzept der Zukunft anpassen. Dadurch dauert es ein wenig Zeit, ehe ein großer Kaufland-Markt auf dem Real-Gelände einzieht. Branchenkenner hatten bereits auf der Expo-Real in München betont: Es ist unwahrscheinlich, dass die Real-Filialen einfach nur umbenannt werden ohne größere Investitionen für Umbau in die Hand zu nehmen.
Der Verkauf der real-Kette ist besiegelt, doch für die Mitarbeiter geht die Ungewissheit weiter. Denn der Finanzinvestor SCP ließ durchblicken: Das Filialnetz soll zerschlagen werden. Von Jörg Marksteiner, WDR Noch wird bei real eingeräumt, bedient und kassiert wie immer. Auch wenn die Verkaufsverträge nach monatelangen Verhandlungen jetzt unterschrieben sind: Für Kunden und die betroffenen 34. 000 Mitarbeiter läuft vorerst alles weiter wie bisher. Aus Verhandlungskreisen heißt es, wahrscheinlich wird es noch bis zum Sommer dauern, bis alle Formalitäten erledigt sind. Erst dann wird der neue russische Finanzinvestor SCP auch im Alltagsgeschäft von real das Kommando übernehmen. Danach soll es real in der heutigen Form aber nicht mehr lange geben. SCP will die aus früheren Marken wie Divi, Suma, Wertkauf und Allkauf zusammengewachsene Kette von Groß-Supermärkten faktisch zerschlagen. Von den aktuell 276 Filialen wird nur ein Kern von 50 real-Märkten übrig bleiben, mindestens zwei Jahre lang.