Ein Vokabelheft zeigt Bilder von 180 handwerkstypischen Werkzeugen und übersetzt die Begriffe in fünf Sprachen – eine praktische Integrationshilfe für die Betriebe. Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Flüchtlinge: Willkommen im Handwerk! Gute Ideen können schnell in der Praxis scheitern. Ein Beispiel gefällig? Sie wollen einem Flüchtling eine Chance geben und stellen ihn als Praktikanten an. Seine Deutschkenntnisse lassen – natürlich – noch zu wünschen übrig. "Gib mir mal den Schlagschrauber", sagen Sie und der Praktikant hat keine Ahnung, was Sie wollen. Jetzt könnten Sie es auf Englisch versuchen, aber mal ernsthaft: Wer weiß schon, was Schlagschrauber auf Englisch heißt, geschweige denn auf Polnisch oder Arabisch? Genau das hat Heidi Kluth erlebt. Die Geschäftsführerin der Kluth & Sohn Haustechnik GmbH in Niedersachsen hatte vor einem Jahr einen Praktikanten aus Somalia eingestellt. "Er sprach schon recht gut Deutsch, aber er wusste zum Beispiel nicht, was ein Bohrer oder eine Zange ist und unser Geselle kannte die Begriffe auf Englisch nicht", berichtet Heidi Kluth, die im Ehrenamt Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) ist.
Betriebe, die Interesse an dem Bilder-Wörterbuch haben, können es bei Margit Niedermaier unter folgender E-Mailadresse bestellen: Unternehmerfrauen: Mut zur Veränderung Der Frauenanteil im Handwerk steigt. Dennoch ist das Handwerk gefordert, sich von stereotypen Rollenbildern zu lösen, betonte Heidi Kluth in ihrer Willkommensrede in Berlin. Rund 150 Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) waren zum Bundeskongress gekommen. Kluth forderte, eine "gelebte Willkommenskultur für Frauen und Mädchen" zu schaffen. Das neue Vokabelheft: "Willkommen im Handwerk": UFH Vokabelheft Flüchtlinge 2016 Es enthält 180 Begriffe aus 11 Handwerksberufen. Foto: UFH Dem Handwerk gehe es wirtschaftlich gut, sagte die UFH-Bundesvorsitzende. Dennoch stehe es vor großen Herausforderungen: Der Fachkräftemangel, fehlende Auszubildende, die Nachfolger-Problematik und die Integration von Flüchtlingen seien nur einige Themen, die das Handwerk momentan stark beschäftige. Auch der Verband der Unternehmerfrauen befindet sich im Aufbruch.
(ja) Weitere Artikel zum Thema Unternehmerfrauen im Handwerk: Prüfung der Rentenversicherung: "Die Prüfer schauen genau hin" Frauen und ihre Erfolgsgeschichten Wie geht's weiter, Heidi Kluth?
Integration ganz praktisch: Die UFH-Landesverbände Niedersachsen und Bayern haben ein Bilder-Wörterbuch in fünf Sprachen herausgegeben. Feierliche Übergabe in Berlin: UFH Übergabe Vokalbelheft Wollseifer 2016 Margit Niedermaier (li. ) und Heidi Kluth (re. ) überreichten ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer das frisch gedruckte Bilder-Wörterbuch. Foto: Beil Das ist eine Neuheit: Ein handwerkliches Vokabelheft in fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Polnisch, Arabisch und Farsi. Auf dem UFH-Bundeskongress, Mitte Oktober in Berlin, wurde es offiziell vorgestellt. Alle Teilnehmerinnen haben ihr persönliches Exemplar erhalten. "Die Idee ist schon im vergangenen Jahr entstanden, als so viele Flüchtlinge ins Land kamen. In zahlreichen Betrieben war die Kommunikation sehr schwer", berichtet Heidi Kluth. Zunächst wurde ein Katalog an Werkzeugen und Hilfsmitteln im Handwerk erstellt, der die größten Branchen abdeckt. Dann musste ein Zeichner und Übersetzer gefunden werden. Unterstützt wurde das Projekt von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Handwerk amp; Kirche und der Hanns-Seidel-Stiftung.
Seit vielen Jahren sind Frauen im Handwerk "eine Stimme, die gehört werden sollte", so Heidi Kluth. Sie versprach: "Wir haben auch nächstes Jahr viel vor. " Der Bundeskongress 2017 findet in Schweinfurt statt. dan © 2020 - Alle Rechte vorbehalten
Willkommenskultur auch für Frauen Zuvor hatte Carola Zarth, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Berlin, bei ihrer Begrüßung auf dem Bundeskongress daran erinnert, dass der gastgebende Landesverband Berlin vor 25 Jahren gegründet wurde. Damals in einer Hotellobby, weil die Handwerkskammer den Unternehmerfrauen keinen Raum zur Verfügung stellen wollte. Seitdem habe sich jedoch viel verändert. Dem stimmte die Bundestagsabgeordnete Marie-Luise Dött bei. Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Unternehmerfrauen im Mittelstand betonte: "Seit dieser Zeit ist viel geschafft worden. " Die UFH-Bundesvorsitzende Heidi Kluth griff den Faden auf, dass zum ersten Mal bei einem Bundeskongress nur Frauen auf dem Podium stünden. Und das sei gut so, das Handwerk müsse sich von Stereotypen lösen. "Wir brauchen eine gelebte Willkommenskultur für Frauen im Handwerk. " Heidi Kluth betonte, dass bei den Unternehmerfrauen der Netzwerkgedanke sowie die Aus- und Weiterbildung im Vordergrund stehe. Die UFH setzten sich aber auch für handwerkspolitische Themen wie Bürokratieabbau ein und kritisieren den Kompromiss zur Erbschaftsteuer.